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Macht es für euch!

von René Pollesch

Schiffbau/Box

Premiere am 19. Dezember 2012


„Die Frage ist doch, was hat Macht über uns, was hat eine Wirkung? Eben nicht das, von dem wir annehmen, dass es mit uns zu tun hat und mit unserem Glauben an uns selbst, nein! Das, worauf wir keine Besitzansprüche anmelden würden, das, was wir weit von uns weisen würden, da sind wir, das ist das, was wirklich Macht über unsere Handlungen hat.” (René Pollesch) Nach „Calvinismus Klein“ (2009) und „Fahrende Frauen“ (2011) ist „Macht es für euch!“ die dritte Arbeit des Autors und Regisseurs René Pollesch am Schauspielhaus Zürich.

„Die Reise durch Polleschs Theorie-Universum ist kein Parforceritt, sondern eine Lustfahrt – und das Schauspieler-Viergespann harmoniert hervorragend. Souverän bewegt es sich durch die Textmassen, selten nur muss die stets präsente Souffleuse (in ihrem Kleid ein Blickfang: Rita von Horváth) eingreifen. Namentlich Jirka Zett besticht durch eine einnehmende, wunderbar entschleunigte Diktion – ein Glücksfall für die Polleschsche Dramaturgie. Sein augenzwinkernd bierernster Monolog zu Wagners Rheingold-Vorspiel (auch musikalisch zeigt sich der Abend aufs Schönste vielseitig!) ist eines der Glanzlichter der Aufführung, die einem Luftballon gleicht: Prall gefüllt, doch federleicht.“ NZZ


„Der Abend ist klug, oft lustig und immer menschenfreundlich, wie das immer ist in René Polleschs wunderbarer Art, aus philosophischer und ökonomischer Theorie grosse Theaterkunst zu machen.“ Nachtkritik.de


„Der Spass ist voll blitzender Momente, tiefer Pointen fürs Sehen und fürs Denken. Nach eineinhalb meist kurzweiligen Stunden ist Zeit für Nachdenken und Erkenntnis.“ Aargauer Zeitung


„René Pollesch wiederholt sich nicht. Schon die Titel seiner Stücke bringen ja immer wieder „Neues vom Dauerzustand“. So greift zwar „Macht es für euch!“, sein schon siebtes in diesem Jahr, das Schlusswort von „Kill your Darlings“ auf, korrigiert aber zugleich ältere wie „Was du auch machst, mach es nicht selbst“. Das liegt an seinen neuen Lektüren, die er seinen Diskurskomödien unterlegt. Nach Adorno, Foucault und Donna Haroway steht jetzt der österreichische Kulturphilosoph Robert Pfaller hoch im Kurs, was heisst: Schluss mit dem Gesülze von Wahrheit, Seele und authentischen Gefühlen. Der Körper ist der materialistische Kern der Schauspielerei, ihr Ziel nicht Selbstverwirklichung durch schlecht bezahlte Kreativität, sondern hedonistischer Selbstgenuss. So sieht man jetzt vier Schauspieler, die in der Box des Zürcher Schiffbaus mit viel Herzblut einen Liebesfilm drehen (und beim Stichwort „langweilig“ knutschend übereinanderherfallen), und zehn Praktikanten, die sich den dummen Satz aller Möchtegern-Kreativen, „Ich mache das hier nicht für Geld“, zu eigen machen. Der Kapitalismus zieht ja, wie Michael Sandel in dieser Zeitung nachgewiesen hat, Heiliges und Unbezahlbares in den Kreislauf von Lohn, Preis und Profit. Den eigentlichen Skandal aber hat Sandel laut Pollesch übersehen: Das meiste im Leben - Liebe, Opfer, Spiele - wird immer noch nicht anständig bezahlt.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung


„Eine ausladende Treppe, auf der Jean-François Millets fleissige „Ährenleserinnen“ (1857) abgebildet sind, führt links und rechts zu prunkvollen Opernlogen voller Gold, Marmor und Purpur. In der Mitte thront eine immense Leinwand (für die obligaten Live-Kamerabilder), und unter dieser Kulisse des schönen Scheins webt und strebt die wunderbare Warenwelt – als Fototapete von vollen Coop-Regalen. Nutella steht neben Biohörnli, Weinflaschen neben Babygläschen. Lebensmittelfiktion unten, Kunstmittelfiktion oben: Chasper Bertschingers Bühnenbild erzählt also bereits die Geschichte von der ubiquitären Täuschung – genau richtig für Polleschs gesellschaftskritisches Gummizellentheater.“ Tages-Anzeiger


„Wer aus einem Theaterabend von René Pollesch kommt und behauptet, er habe alles verstanden, gehört zum Inszenierungsteam oder ist ein Lügner. Und wer nach einem Pollesch-Abend behauptet, er habe sich nicht amüsiert und nicht wenigstens einmal gestaunt – der ist auch ein Lügner.“ St. Galler Tagblatt


„So schweift die Soiree von Dreh zu Dreh, von Idee zu Idee, so flaniert sie von Sujet zu Sujet wie durch ein Labyrinth. Das ist teils scharf gedacht und zum Scheckiglachen: Wie sich etwa einer zu Louis Armstrongs „We Have All the Time in the World“ langsam, langsam die ganze Treppe bis in die Loge hinein hochrollt, wie er hochtaumelt, sich „hochschläft“, ist schlicht grandios. „Grosses Kino“, wie es im Stück oft heisst.“ Tages-Anzeiger


„Philosophie im Theater – und es funktioniert!“ kulturkritik.ch

Mit Jan Bluthardt, Inga Busch, Patrick Güldenberg, Jirka Zett, Lahcen Abounacer, Forrest Baumgartner, Yannick Billinger, Alejandra Cardona, Luzian Hirzel, Philipp Lüscher, Sarah Andrina Schütz, Michelle Steinbeck
Regie
René Pollesch
Bühne
Chasper Bertschinger
Kostüme
Svenja Gassen
Licht
Markus Keusch
Dramaturgie
Katja Hagedorn
Regieassistenz
Margrit Sengebusch
Bühnenbildassistenz
Michela Flück
Kostümassistenz
Nina Sophie Wechsler
Souffleuse
Rita von Horváth
Inspizienz
Ralf Fuhrmann
Regiehospitanz
Michelle Steinbeck

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