Jugendclubs – eine sehr intensive Zeit

Ab dieser Spielzeit bietet das Schauspielhaus Zürich vier Jugendclubs an und schafft damit einen Ort, wo sich Jugendliche zwischen 13 und 23 Jahren im Theaterspielen ausprobieren können. Unter professioneller Leitung erarbeitet die Gruppe ein Theaterstück. Es wird geprobt, diskutiert und gespielt bis am Ende der Spielzeit ein Stück steht, welches am Schauspielhaus aufgeführt wird. Am 16. September ist Anmeldeschluss. Zwei unserer Jahrespraktikant*innen erinnern sich an ihre eigene Jugendclub-Zeit:

erschienen am 30. August 2019

Was war Dein Lieblingsmoment?

Anna (22): Die erste Premiere, wenn die Zuschauer*innenstimmen verstummen und das Licht angeht. Dein Herz klopft dir bis zum Hals. Das Adrenalin lässt deinen Körper beben. Du denkst, du hast alles vergessen. Der erste Cue und du entlädst dich wie ein Blitz in einem Sommergewitter. Die Stunde vergeht wie ein Fingerschnips und schon stehst du da, verbeugst dich, verschwitzt und glücklich.

Jasmin (21): Der Moment, wenn man zum ersten Mal mit Kostümen probt, finde ich immer total geil! Denn erst dann kann man richtig in die Figur und das Stück eintauchen. Es verleiht dem Ganzen quasi die Farbe.

Was hat dich geprägt?

Anna: Die Zeit im Jugendclub hat mich ganz klar politisiert und mich unbewusst dazu aufgefordert, mich mit dieser Welt auseinander zu setzen. Mich ihr entgegen zu stellen. Ich habe ein Selbstbewusstsein entwickelt. Und gelernt, dass ich auch als junger Mensch eine Stimme habe und diese auch erheben darf.

Jasmin: Da es in Jugendclubs üblich ist, dass alle ein Mitspracherecht haben, gab es dementsprechend öfters Besprechungen und Diskussionen in der ganzen Gruppe. In diesen Runden habe ich mir eine gewisse Gesprächsform oder Gesprächsqualität aneignen können.

Anna: Zu den schönsten Momenten gehören die Premieren- und Dernierenparties. Zusammen feiern, nach aller Anstrengung, Tränen und Lachern. Die verrücktesten Sachen machen: Im Fundus verstecken, nackt im Regen tanzen oder lauthals den Song aus dem Stück mitgrölen.

Was war besonders anstrengend oder besonders cool?

Anna: Im Jugendclub trifft mensch auf viele Gesichter. Manche werden Freund*innen, manche nicht. Ich glaube, ich habe die besten Menschen im Theater kennengelernt. Und trotzdem gab es Momente, in denen ich die zwanzig Nasen fast nicht mehr aushielt. Es ist anstrengend, sich so nackt zu zeigen. Und andauernd alles auszudiskutieren. Zwanzig Menschen, zwanzig Meinungen. Eine sehr intensive Zeit.

Was hat dich inspiriert?

Jasmin: Es ist super beeindruckend, wie viele Leute an deiner Produktion beteiligt sind und dass jede*r in ihrer / seiner Tätigkeit eine gewisse Wichtigkeit für das grosse Ganze hat: Ohne Techniker*innen, kein Stück. Ohne Kostümbildner*innen, kein Stück. Ohne Dramaturg*innen, kein Stück. Ohne Schauspieler*innen, kein Stück. Ohne Regisseur*innen, kein Stück.

Was ist Jugendclub für dich?

Jasmin: Jugendclub ist ein Ort, bei dem man seinen Ideen und Inspirationen freien Lauf lassen kann. Man trifft auf völlig unterschiedliche Menschen, die alle ein gemeinsames Interesse teilen und mit welchen man sich auf ein gemeinsames Abenteuer einlässt.

Anna: Jugendclub heisst für mich, sich nicht nur alleine unwohl fühlen, sondern dies öffentlich auf der Bühne zu tun. Aus der Komfortzone auszubrechen. Aber dabei eben nicht mehr alleine sein. Nicht alleine verloren sein. Sich mit Sachen auseinandersetzen, über die ich nie nachgedacht hätte. Mich austoben können. Über Dinge reden, die mich beschäftigen, bei denen ich dachte, dass kein*e Andere*r mich verstehen würde. Anderen Menschen eine Nachricht übermitteln. Und dabei als Jugendliche ernstgenommen werden.

Der Anfang ist purer Stress.